Um uns mit den lokalen Gegebenheiten vertraut zu machen und uns besser in das Thema einarbeiten zu können, wanderten wir am 6. und 7. Mai den vermuteten Verlauf des Todesmarschs ab. Die Strecke haben wir anhand des Buchs “Massenmord in Niederschlema. Der Mülsener Todesmarsch, die Exekution von 83 Häftlingen am 14. April 1945 und die daraus folgende Gedenkkultur” von Dr. Oliver Titzmann, erschienen 2015, rekonstruiert.
Vom Fabrikgebäude, in welchem sich das KZ-Außenlager einst befand (Otto-Boessneck-Straße in Mülsen), liefen wir die stark befahrene Mülsener Hauptstraße Richtung St. Jacob. Den ganzen Weg begleitete uns die Beobachtung, dass alle Ortschaften zahlreiche alte Häuser mit Fachwerk und Schieferdächern haben, oft sogar ein Erbauungsdatum vor 1945 abzulesen ist. Die Region blieb mehrheitlich von der Bombardierung der Alliierten verschont.
Viele Häuser auf der Strecke standen bereits zum Zeitpunkt des Todesmarschs. Die alten Häuser haben oft ebenerdige Eingänge und Fenster und hätten eine sehr nahe Beobachtung der marschierenden Gefangenen ermöglicht.
In Ortmannsdorf hielten wir auch Ausschau nach dem möglicherweise ersten Rastplatz der Kolonne, laut Oliver Titzmann “an einem Waldrand Richtung Neuschönburg” (2015:34), an welcher die knapp 800 Menschen die Nacht verbrachten.
In Schlema suchten wir nach dem ehemaligen Sportplatz, der Tatort der Massenerschießung war. An dieser Kreuzung (Lößnitzer Straße / Kohlweg in Bad Schlema) fand die Selektion der Gefangenen statt.
Auf diesem abgezäunten Gelände hinter einem Supermarkt hat sich der frühere Schlemaer Sportplatz befunden, auf dem die Massenerschießung von 83 Gefangenen stattfand.
Von dort aus liefen wir zum Denkmal, das über der Grabstelle der Ermordeten liegt. Damit endete die Nachverfolgung des letzten Weges der 83 in Schlema ermordeten Gefangenen des KZ-Außenlagers Mülsen St. Micheln. Ihre Namen sind weitgehend unbekannt.
Hier zu sehen: der linke Gedenkstein am Denkmal in Schlema.
Von Schneeberg aus liefen wir über die Eibenstocker Straße nach Zschorlau bzw. eher an Zschorlau vorbei nach Wolfsgrün / Blauenthal. Der Weg führte uns mehrheitlich über große Straßen, innerhalb der Ortschaften nutzten wir die zentralen Hauptstraßen, außerhalb der Ortschaften verlief der historisch korrekte Weg über die breiten Landstraßen. Sie boten genug Platz für die knapp 800 marschierenden Gefangenen.