Auf den Spuren des Stammlagers vom KZ Mülsen St. Micheln
Am 17. Oktober fuhr die Projektkooperation "DenkMal!" gemeinsam mit Projektbeteiligten und -interessierten für eine Tagesexkursion zur KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Da das Mülsener KZ-Außenlager dem Stammlager Flossenbürg unterstellt war, ist dieser Ort von historischer Bedeutung für das Projekt. Wir erhielten eine Führung vom Gedenkstättenmitarbeiter Dennis Forster über das weitläufige Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers und kamen dabei auch zum Thema Erinnerungspolitik und dem Entstehen der Gedenkstätte ins Gespräch. Dies drängt sich angesichts der auf dem ehemaligen KZ-Gelände befindlichen Wohnsiedlung aus der Nachkriegszeit auf, die exakt dort gebaut wurde, wo früher die Häftlingsbaracken standen.
Durch die Forschung, die im Rahmen der Gedenkstättenarbeit in Flossenbürg geleistet wird sowie unserer lokalen Ansammlung von Wissen zum Mülsener Außenlager, ist der Austausch sowohl für uns als auch für die Gedenkstätte gewinnbringend. Maximilian Schulz, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte, informierte uns im Nachgang der Führung über seine Forschung zu den Erla Maschinenwerken Leipzig - der Firma, die auch die Rüstungsproduktion im KZ-Außenlager Mülsen St. Micheln betrieb. Er zeigte uns auf, dass die Ausbeutung von Zwangsarbeiter*innen bei Erla nicht nur in Kauf genommen wurde, sondern diese ganz bewusst zum unternehmerischen Konzept gehörte. Dies zeigte sich konkret darin, dass 10% der der Zwangsarbeiter*innen die Arbeit bei Erla nicht überlebt hatten. Auch in Mülsen wissen wir davon, dass es immer wieder Todesopfer durch die harte Arbeit und die schlechten Lebensbedingungen im Konzentrationslager gab. 51 von ihnen sind in der vom Fabrikgelände nahegelegenen "Voigts Schlucht" begraben, wo heute noch ein Gedenkstein steht.
Die gemeinsame Exkursion hat uns geholfen, das Geschehen im KZ-Außenlager Mülsen St. Micheln besser einordnen zu können und die übergeordneten Strukturen - sowohl der Lager als auch des Unternehmens Erla - besser zu verstehen. Gleichzeitig haben wir im Austausch viel über die jeweilige Arbeit gelernt und Möglichkeiten für weitere Zusammenarbeit besprochen.