Herzlich Willkommen

Schön, dass Sie hier sind. Auf dieser Seite erhalten Sie weiterführende Informationen zum Todesmarsch Mülsen - Eibenstock 1945.
Die angegebenen Standorte zeigen an, wo die sieben Informationstafeln zum Todesmarsch ab April 2025 stehen werden. 

 

1. Mülsen - Das Außenlager

Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs stieg der Bedarf an Rüstungsgütern und Arbeitskräften. Aus diesem Grund wurden nicht kriegswichtige Produktionen stillgelegt und durch Rüstungsproduktion ersetzt. So auch die ehemalige Textilfabrik „Richard Poenisch Nachf.“ in Mülsen St. Micheln. Hier kam am 27. Januar 1944 der erste Transport von Gefangenen aus dem Stammlager Flossenbürg und den ERLA Maschinenwerken Leipzig an.  Um das Gelände wurden ein Stacheldrahtzaun und vier Wachtürme errichtet.

Die Gefangenen waren im Keller untergebracht und produzierten in den darüber liegenden Stockwerken fortan am Fließband Tragflächen für das wichtigste Jagdflugzeug dieser Zeit, die Messerschmitt Bf 109.

Nach dem Verdacht der Sabotage und darauffolgendem Essensentzug zündeten sowjetische Gefangene in der Nacht zum 1. Mai 1944 ihre Strohmatratzen an. Die SS verhinderte die Evakuierung der Häftlinge und erschoss flüchtige Gefangene. Infolgedessen starben 198 KZ-Insassen in Mülsen St. Micheln, mindestens 60 erlitten schwere Brandverletzungen. Danach wurden zwei Baracken auf dem Gelände errichtet. 

Der Alltag war von Gewalt und Hunger geprägt. Fast ein Drittel der Gefangenen starb in Mülsen. 51 von ihnen wurden in einer Schlucht unweit der Fabrik verscharrt, in deren Nähe sich heute ein Gedenkstein befindet.

 

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.

2. Ortmannsdorf - Die Organisation

Am 13. April 1945 war die Bahnverbindung bereits gekappt und die damals bestehende Schmalspurbahn zwischen Mosel und Ortmannsdorf konnte für den Transport nicht mehr genutzt werden. Es war für den Lagerkommandanten keine Option, die durch den Lageralltag geschwächten Gefangenen zurückzulassen. Um auch sie der Befreiung durch die Alliierten vorzuenthalten, wurden im Ort Pferdefuhrwerke von Bauern organisiert, auf die gehunfähige Gefangene geworfen wurden.

Der Marsch führte insgesamt über Hauptstraßen, um die Fluchtgefahr gering zu halten. Trotzdem versuchten Gefangene, unterwegs zu entkommen. Wenigen gelang dies, einige wurden erschossen.

 

Die erste Übernachtung der 787 Gefangenen fand auf freiem Feld in Ortsmannsdorf am Waldrand Richtung Neuschönburg statt, die zweite am Folgetag in Burkhardtsgrün, erneut auf freiem Feld.

Zu Beginn des Todesmarsches erhielten die Gefangenen in Mülsen eine Essensration, die sie noch an Ort und Stelle verzehrten. Trockenes Brot wurde wohl mitgeführt und als gestückeltes Brot in Niederschlema unter die Menge geworfen. Verpflegung gab es zusätzliche durch Zufall in Zschocken.

 

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.

3. Zschocken - Die Zivilbevölkerung

Der Todesmarsch führte durch die Ortschaften Mülsen, Ortmannsdorf, Zschocken, Hartenstein, Schlema, Schneeberg, Zschorlau bis Wolfsgrün. Die dort lebenden Menschen konnten aus ihren Häusern heraus beobachten, was dort vor sich ging. Ihr Verhalten gegenüber den taumelnden Gefangenen war jedoch sehr unterschiedlich. Teilweise versuchten sie zu helfen. So organisierte der Bergmann Kurt Zierold in Zschocken für die Kolonne Kartoffeln, auf die sich die Gefangenen hungrig stürzten. 

Andere Menschen wandten sich voll Scham ab oder hatten sogar Angst vor den Gefangenen.

Ein weiterer Teil der Zivilbevölkerung war als Volkssturm organisiert. Diese nicht zum Einsatz an der Front geeigneten Männer sollten die lokale Verteidigung der Ortschaften übernehmen. Für die Gefangenen auf dem Todesmarsch wurden sie zu Mittätern: Mitglieder des Volkssturms verfolgten Geflohene und töteten sie  oder brachten sie zurück zur Kolonne.

 

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.

4. Hartenstein - Die Opfer

Im Mülsener Außenlager waren über den gesamten Zeitraum von Januar 1944 bis April 1945 mehr als 1.000 Männer gefangen. Der Großteil von ihnen kam aus der Sowjetunion, es gab aber auch Gefangene aus Frankreich, Belgien, Italien, Deutschland, ČSR und Polen.  Unter ihnen waren auch politische Gefangene. Einer von ihnen war der Franzose Pierre Gilles, der für das Verteilen von Flugblättern gegen die deutsche Besatzungsmacht inhaftiert wurde.  Das Lager in Mülsen St. Micheln und der Todesmarsch sollten für sein kurzes Leben das Ende bedeuten.

Aus den Berichten der Überlebenden geht außerdem hervor, dass es unter den Gefangenen sowjetische Soldaten gab.  Es könnte sich hier um Kriegsgefangene handeln, die zu KZ-Gefangenen wurden. Sie wurden besonders schlecht behandelt, denn auch in den Lagerstrukturen galt die Ideologie der Nationalsozialisten: westeuropäische Gefangene erhielten eine bessere Behandlung als ihre osteuropäischen Mitgefangenen.

 

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.

5. Schlema - Der Massenmord

Am Nachmittag des 14. April 1945 forderte der Kommandoführer hier die schwachen und kranken Häftlinge auf, sich zu den gehunfähigen Gefangenen auf dem Sportplatz in Niederschlema zu begeben.  Man werde sie hier zurücklassen und den bald auftauchenden Amerikanern überstellen. Die restlichen Gefangenen brachen Richtung Burkhardtsgrün auf.

Etwa 90 völlig entkräftete Männer blieben hier unter der Aufsicht des stellvertretenden Kommandoführers zurück.

Er hatte den Befehl erhalten, diese Männer zu töten, die Verbringung der Leichen zu organisieren und der Kolonne am nächsten Tag zu folgen. Nachdem die ersten etwa 15 Häftlinge am nahegelegenen Waldrand verbracht und dort erschossen wurden, weigerten sich die verbliebenen etwa 75 Gefangenen, auf das Fuhrwerk zu steigen. Sie wurden darauf an Ort und Stelle auf dem Sportplatz erschossen.

Am nächsten Morgen wurden die etwa 83 Leichen im Grubenbereich des Osterlammstollns von Mitgliedern des Volkssturms, sowjetischen Kriegsgefangenen aus Niederschlema und der örtlichen NSDAP-Führung notdürftig verscharrt. Vier oder fünf Häftlinge konnten in der Nacht aus dem Leichenberg herauskriechen. Einem gelang die Flucht, einer wurde aufgegriffen und getötet. Das Schicksal der anderen bleibt ungeklärt.

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.

6. Burkhardtsgrün - Die Täter

SS-Untersturmführer Georg Degner war der Lagerkommandant in Mülsen und Kommandoführer des Todesmarsches. Er wurde dafür zwei Mal angeklagt, aber niemals verurteilt,   weil er selbst bei der Ermordung der Gefangenen nicht anwesend war und ihm ein Schießbefehl nicht nachgewiesen werden konnte. Er lebte unbehelligt mit seiner Frau in Wolfsburg.

Sein Stellvertreter, SS-Oberscharführer Dammast, gilt seit dem Kriegsende als verschollen. 

Ihrem Kommando unterstanden drei Unteroffiziere und 20 ehemalige Luftwaffensoldaten,

als Wachpersonal für die Gefangenen. 

Einige von ihnen tauchten bereits unterwegs unter, aus Angst vor der alliierten Justiz. Keiner von den an der Massenerschießung Beteiligten wurde juristisch belangt. 

 

Im Gegensatz dazu wurden manche der zivilen Täter in Niederschlema von der sowjetischen Besatzungsmacht inhaftiert und mit dem Tode bestraft.

Während der zweiten Übernachtung in Burkhardtsgrün wurde ein Gefangener bei einem Fluchtversuch angeschossen. Er überlebte die Nacht knapp. Laut Degners beschönigender Aussage, ließ er dem Menschen am nächsten Morgen den „Gnadenschuss“ geben. Die Leiche wurde auf dem Feld verscharrt, am 19. Mai 1945 exhumiert und auf dem Friedhof in Zschorlau bestattet. Auch für diesen Mord wurde kein Täter juristisch belangt.

 

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.

7. Wolfsgrün - Weitertransport und Ende des Todesmarschs

Am 15. April erreichte der Todesmarsch den Bahnhof Wolfsgrün, wo die Gefangenen in einen Güterzug verladen wurden. Mit diesem fuhren die verbliebenen Gefangenen und Bewacher über das Vogtland und durch das Egertal bis Aussig (Ustí nad Labem).

Am dortigen Bahnhof gelangte der Zug in einen Angriff der US-Airforce. Es ist nicht nachvollziehbar, wie viele Gefangene hierbei zu Tode kamen oder flohen. Über das KZ-Außenlager Leitmeritz (Litomeřiče) wurden die verbliebenen Gefangenen nach Theresienstadt (Terezín) gebracht, dort wurden noch 350 Gefangene, von einst 787 Menschen, registriert.  Von dort aus wurde die Gefangenen weiter ins Ghetto Theresienstadt (Terezín) verwiesen und dort befreit.

 

Im Nachhinein wurden entlang der Bahnstrecke im Vogtland weitere Leichen mit Häftlingsnummern aus Mülsen gefunden. In Werda griff man vier entflohene Gefangene auf, erschoss sie und verscharrte sie im Wald. Nach dem Krieg wurden sie exhumiert und würdig bestattet. Auch in Muldenhammer wurden im Mai 1945 zwei Leichen exhumiert, die vermutlich dem Mülsener Todesmarsch zuzuordnen sind.

Tatsächlich ist eine Identifizierung der anonymen Opfer der Todesmärsche nicht immer möglich. In den letzten Kriegstagen durchzogen zahlreiche Todesmärsche die Region.

 

Inhalte von Google Maps werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell), um den Cookie-Richtlinien von Google Maps zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Google Maps Datenschutzerklärung.