Im Mülsener Außenlager waren über den gesamten Zeitraum von Januar 1944 bis April 1945 mehr als 1.000 Männer gefangen. Der Großteil von ihnen kam aus der Sowjetunion, es gab aber auch Gefangene aus Frankreich, Belgien, Italien, Deutschland, ČSR und Polen. Unter ihnen waren auch politische Gefangene. Einer von ihnen war der Franzose Pierre Gilles, der für das Verteilen von Flugblättern gegen die deutsche Besatzungsmacht inhaftiert wurde. Das Lager in Mülsen St. Micheln und der Todesmarsch sollten für sein kurzes Leben das Ende bedeuten.
Aus den Berichten der Überlebenden geht außerdem hervor, dass es unter den Gefangenen sowjetische Soldaten gab. Es könnte sich hier um Kriegsgefangene handeln, die zu KZ-Gefangenen wurden. Sie wurden besonders schlecht behandelt, denn auch in den Lagerstrukturen galt die Ideologie der Nationalsozialisten: westeuropäische Gefangene erhielten eine bessere Behandlung als ihre osteuropäischen Mitgefangenen.
Der jüdische Häftling Eugene Zinn kam nach der Räumung von Auschwitz im Januar 1945 in das KZ-Außenlager Mülsen. Er überlebte den Todesmarsch und erlebte das Kriegsende in Tschechien. Als Shoa-Überlebender wurde er 1993 in den USA in einem Zeitzeugengespräch interviewt, welches in voller Länge online verfügbar ist. Über Mülsen und den Todesmarsch spricht er in Teil 2, ab Minute 25:45.